Mittwoch, 26. August 2020

In Potsdam und drumrum

Brüssel ist seit 21.08.2020 vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet eingestuft, Paris seit 24.08.2020. Zum Glück war mein freiwilliger Corona-Test negativ, jetzt wären Test und Quarantäre Pflicht. Auch wenn ich mich geschützt habe und keine Symptome hatte, war ich froh, als der Brief vom Labor am Samstag im Briefkasten war. Es hat damit de facto 100 Stunden gedauert, bis ich Gewissheit hatte, das Labor hat selbst fast 48 Stunden bis zum Testergebnis gebraucht, die restliche Zeit war "Transport" zum Labor und Postweg zu mir. Wäre ich infiziert gewesen, hätte ich das nach dem Test am Dienstag um 0800 Uhr frühestens am Donnerstagabend erfahren. Die beim Test angekündigte Veröffentlichung auf einer Liste des Labors im Internet gibt es für mein Testergebnis bis heute nicht. Weltweit haben wir heute über 24 Millionen mit Covid-19 infizierte Menschen, ein Viertel in den USA. Von den Infizierten sind rund 1/3 gerade krank und 182.000 Menschen starben weltweit mit oder an Covid-19. In Deutschland haben wir heute 236.429 Fälle, davon jeweils rund knapp 1/4 in NRW bzw. in Bayern. Ich wundere mich immer, warum Herr Söder so auf Verschärfungen in ganz Deutschland dringt, in Bayern gibt es relativ zur Bevölkerungszahl seit Beginn der Pandemie die meisten Fälle. Als mein Sabbatical vor sechs Monaten begann, waren es weltweit um die 90.000 infizierte Menschen, in Deutschland gut ein Dutzend und ich dachte, es wird ein bisschen übertrieben. Mit dem Gedanken war ich damals sicher nicht allein. 
Nach dem Brief vom Testlabor kam bei mir auch wieder "Entdeckungslust" auf. Ich wusste, ich habe keine Infektion mitgebracht, die Temperaturen sanken nach Regen am Samstag auf angenehme 25 Grad (max) und die Fülle der Eindrücke aus Brüssel und Paris hatten sich "gesetzt".  
Am Sonntag waren wir mal wieder im Berliner Tierpark im Osten der Stadt. Die Größe (160 ha) und die Parklandschaft sind "Corona-tauglicher", als der  Berliner Zoo (33 ha) im Westen. Es gibt übrigens ein interessantes Buch über die Geschichte der beiden Zoos: "Der Zoo der anderen" von Jan Mohnhaupt. 
Neu war für uns die bunte Bärenausstellung an der Hauptallee zwischen dem Schloss Friedrichsfelde und dem Terrassencafé. Das Alfred-Brehm-Haus (1963) ist auch seit Mitte Juli nach 2-jähriger Sanierung wieder offen. Hier kann man im Dschungel spazieren, Flughunde,  bodenbrütende Vögel oder auch Krokodile treffen. Die Gehege für Sumatra-Tiger, Leopard  und für die Baumkängurus sind im bzw. am Brehm-Haus neu gestaltet. Als Nächstes wird jetzt das Elefantenhaus saniert.
Am Dienstag besuchte ich das Jüdische Museum in Berlin. Dort wurde am letzten Sonntag die neue Dauerausstellung zur Jüdischen Geschichte und Gegenwart in Deutschland eröffnet. Die neue Ausstellung erzählt die Geschichte der Juden in Deutschland seit dem Mittelalter bis in die Gegenwart. Nationalsozialismus und die Zeit von 1945 bis heute nehmen einen großen Raum ein. Es gibt "thematische Inseln" mit der Möglichkeit sich in Filme, Musik und Interviews zu vertiefen oder interaktive Karten zu nutzen - da freute sich die Geographin. Ich spazierte danach noch rund ums Jüdische Museum, die Michael-Blumenthal-Akademie und den Neubau der taz an der Friedrichstraße in Richtung Wilhelmstrasse zur "Topographie des Terrors" zwischen Anhalter Bahnhof, Potsdamer Platz und der historischen Stadtmitte. 
An der Stelle befand sich in den 1930er Jahren das Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), die Zentrale des Sicherheitsdienstes der SS und ab 1939 auch des Reichssicherheitshauptamtes. Es gibt ein Freigelände sowie Dokumentation und Aufarbeitung des Terrors durch den Nationalsozialismus in Deutschland, vor allem in  der Zeit von 1933 bis 1945. Ich war erstmalig in der Dauerausstellung. Nach dem vorherigen Museumsbesuch war ich aber etwas schlapp, ich gehe sicherlich nochmals hin. Vor dem Gropiusbau stand eine "Emmy", ein e-Scooter, mit der ich dann ein bisschen touristisch über Reichstag und Tiergarten nach Charlottenburg fuhr. Es machte großen Spaß. 
Heute schlief ich etwas länger, kramte zu Hause herum - Wäschewaschen, Aufräumen und so - schrieb diesen Eintrag und freue mich über den Regen. Ich hoffe, der hält jetzt ein bisschen an, nicht nur für unsere Pflanzen auf der Terrasse. Ein schöner Tag, um im neuen Sessel zu sitzen, Tee zu trinken und zu lesen. Die nächste Reise möchte ich nächste Woche starten, es geht mit dem Zug in und durch die Schweiz, zum Teil in den berühmten "Panoramazügen". Ich habe ein INTERRAIL-Ticket (10 Reisetage in 2 Monaten) und wenn es die Corona-Lage in der Schweiz, Italien und Deutschland erlaubt, fahre ich damit noch Mitte September von Bern weiter nach Venedig. 

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