Auch in Brüssel ist jetzt Sommer, die Sonne brennt und es ist um die 30-35 Grad heiß. Zum Glück ist es meist eine trockene Hitze mit um die 25% Luftfeuchte und nicht das Gewitterwetter, das es im Juli/ August hier auch über Tage und Wochen geben kann. Heute Morgen gab es ein leichtes Gewitter und sogar Regen, in Etterbeek ein paar Tropfen, in St. Gilles wurden gleich wieder die Bürgersteige geflutet. Es war 1-2 Stunden tropisch unangenehm, dann ging es wieder.
Am Mittwoch habe ich das Haus der Europäischen Geschichte im Parc Leopold besucht. Das Museum geht auf eine Initiative des Europäischen Parlaments zurück und wurde 2017 eröffnet.Angesichts der Wettervorhersage fürs Wochenende- Sonne satt - machte ich mich dann am Freitag auf an die Küste: Ich fuhr mit dem Zug früh morgens nach Oostende, dann mit der Küstentram nach Bredene und spazierte am Ufer entlang rund 14 km bis Blankenberge. Die Küstenorte sind nicht schöner geworden, wie schrieb ich schon 2000: „Die belgische Küste ist ziemlich hässlich, was die Bebauung angeht. Eine Vielzahl 5 bis 8-stöckiger Apartmenthäuser bilden eine fast geschlossene Front von einem Ort zum anderen. Da hilft nur: Blick zum Meer und nicht umdrehen.“ Natürlich war es voll in der Nähe der Orte und es gab alles was schnell ist und Krach macht zu erleben: Jetski, Wasserski, Speedboote. Wie in vielen Ländern macht man eben auch in Belgien mehr Urlaub im eigenen Land. Zwischen Bredene und De Haan, zwischen De Haan und Wenduin und dann bis zur Hafeneinfahrt von Blankenberge war es ruhiger. Zum Glück fuhr die kleine Fähre, die Leute für 1 € über die Hafeneinfahrt in Blankenberge bringt und einem damit 20 Minuten langweiligen Fußweg ums Hafenbecken erspart. In Blankenberge war es dann auch wieder voll. Die Menschen strömten in Massen vom Bahnhof, als ich mich gegen 15 Uhr wieder auf den Rückweg nach Brüssel machte. Ich hörte, es habe am Freitag noch richtig Krawall in Blankenberge gegeben, so dass der Ort für Tagesgäste am Wochenende gesperrt wurde, ich habe also wieder alles richtig gemacht.
Auf der Zugfahrt fiel mir auf, dass es inzwischen viel mehr Solarzellen auf den Dächern gibt und dass viele Bahnhöfe modernisiert wurden, so Brüssel-Nord, Brügge und Gent, in Blankenberg ist der Bahnhof in ein neues Hotel integriert worden. Die vier Feinde der Bahn - Frühling, Sommer, Herbst und Winter - schlugen auf dem Rückweg zu, Verspätungen in Brüssel wegen technischer Probleme. Abends bekam ich dann endlich Moulles-Frittes an der Place St. Catherine, dem ehemaligen Fischmarkt von Brüssel.
Am Samstag bin ich im Arboretum in Tervuren spazieren gegangen. Welch eine schöne Entdeckung! Das geographische Arboretum ist von 1902 an unter Leitung des ehemaligen Konservators des Nationalen Botanischen Gartens in Meise und Professor an der Freien Universität Brüssel, Charles Brommer, angelegt worden. Es umfasst eine Fläche von ungefähr 100 ha und weist 460 verschiedene Baumarten auf. Die einzelnen Baumgruppen sind nach ihrem geographischen Ursprung angepflanzt und nicht nach ihrer biologischen Verwandtschaft, jede Parzelle bildet also einen kleinen Wald verschiedener Arten, die für eine jeweilige Region repräsentativ sind. Der Spaziergang kann also - wie im botanischen Garten in Berlin - eine Weltreise von Kalifornien bis nach Alaska mit einem Abstecher über die Anden sein. Leider fehlte mir da die Fachkunde und die Informationen zu den einzelnen Parzellen, schön war es trotzdem. Das Arboretum liegt im Kapuzinerwald, einem Buchenwald, der zwischen 1875 und 1880 in nordöstlicher Verlängerung des Forêt des Soignes angepflanzt wurde. Mehrere beeindruckende Buchenalleen verbinden die Parzellen. Heute traf mich zum Kaffee am Markt in St. Gilles und wir spazierten nachher zur Place Jeu des Balles mit dem Trödelmarkt. Auf dem Heimweg machte ich noch eine Fahrt im Riesenrad am Justizpalast mit gutem Blick über die Stadt.Was sich übrigens seit den Terroranschlägen am 22. März 2016 nur gering verändert hat ist die Militärpräsenz auf den Straßen. Heute früh, als ich im Park laufen war, rückten die LKW mit Soldaten aus in die Stadt, sie patrouillieren mit Gewehr im Anschlag weiterhin auf den Straßen im Europaviertel und in der Innenstadt.
In den Jahren 2000/2001 gab es noch ein paar lustige Geschichten in meinem damals neuen Brüsselleben: „Die Abluft aus der Küche wird offensichtlich in die Decke geblasen. Sie kommt in meinem Bad und in der Wohnung darüber an (...) nun ist seit ca. 4 Wochen die Decke im Bad geöffnet und man versucht, dem Problem auf den Grund zu gehen, aber irgendwie ändert sich nichts. Die Handwerker haben mühsam an 2 (!) Tagen eine neue Zwangsentlüftung im Bad installiert, die Badezimmerluft wird nun also auch noch aus dem Bad in die Decke geblasen - mir ist unklar, was das soll, denn es gibt offensichtlich keinen richtigen Kaminanschluss... c'est belge, sagt der Kenner. (...) Die Geschichte mit der Abluftanlage ist ziemlich ins Stocken geraten, es tut sich seit einiger Zeit nichts mehr. Ich koche, George leidet und die Handwerker sind spurlos verschwunden. Die Decke im Bad ist weiterhin teilweise offen. Dafür gibt es eine neue Waschmaschine im Keller. Die alte brauchte Ewigkeiten, um zu waschen und schleudern tat sie auch nicht richtig. Ich habe es dem Vermieter gesagt und es brauchte einige Gespräche, bis er einsah, dass ich weder zu blöd noch ungeduldig bin, die Maschine richtig zu bedienen und dass sich die anderen nur deshalb nicht beschweren, weil sie schon gar nicht mehr hier waschen. Die neue Maschine ist jedoch breiter, als die alte und so passte sie eigentlich nicht die Kellertreppe hinunter. Daraufhin wurde die Mauerecke an der Kellertreppe kurzerhand auf Diät gesetzt. Die Handwerker verschlankten sie mit ein paar beherzten Schlägen, man machten passend, was nicht passend war.“ oder die Sache mit den Parkuhren damals „Also mit den Parkuhren in unserer Straße ist es so: Die sind eigentlich nur so da. Sie stehen da, keiner füttert sie, die meisten sind auch kaputt, aber man kann das Fahrrad anschließen oder auch dagegen rennen. Nur die Fremden glauben, dass man hier überall nicht kostenlos parken darf und versuchen immer wieder einmal, Geld einzuwerfen, was meist misslingt. Heute morgen kam ich aus dem Haus und es stand wieder ein "Fremder" vor der Parkuhr und inspizierte sie. Er sah klar und deutlich, dass das Geldfach aufgebrochen war. Er hätte auch sehen können, dass keine andere Uhr in Betrieb war, aber er stocherte mit seinem Geldstück an der Uhr herum. Ich versuchte, ihm klarzumachen, dass es nicht nötig sei, es weiter zu probieren. Er schaute mich verwirrt an und stocherte weiter. Als ich nach 30 Minuten zurückkam, war er dann doch verschwunden, ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“ Heute kostet das Parken überall richtig viel Geld und man zahlt modern per SMS.
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