Samstag, 15. August 2020

🇫🇷 Adieu Paris

Die Entdeckungstouren durch Paris gingen am Donnerstag und Freitag weiter. Jetzt bin ich auf dem Heimweg mit dem TGV über Saarbrücken und Mannheim, dann ICE über Frankfurt (Main) und von Braunschweig mit dem „Nordsee-IC“ bis Potsdam. Alles in Allem knapp 10 Stunden für um die 1.000 km. Der TGV-Schaffner bedankt sich vorhin nach der Ticketkontrolle mit „Merci, Ellen.“ 

Am Donnerstag spazierte ich durch die Rue Mouffetard, eine der ältesten Straßen von Paris, hier befinden sich zahlreiche Häuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, drin finden sich verschiedene Restaurants, spezialisierte Lebensmittelgeschäfte, Kleider- und „Nippesläden“. Ich besuchte auch das Panthéon, das in derselben Gegend ist. Es ist die nationale Ruhmeshalle Frankreichs und Grabstätte berühmter französischer Persönlichkeiten. Das Panthéon steht auf dem Hügel der heiligen Genoveva, geplant vom Architekten Jacques-Germain Soufflot ab 1757 als Kirche der Abtei Sainte-Geneviève, der Grundstein wurde im September 1764 von Ludwig XV. gelegt, die Fertigstellung erfolgte erst 1790, da war der Architekt Soufflot schon zehn Jahre tot. Es stellten sich Bau- und Finanzierungsprobleme ein. Kurz nach der Fertigstellung wurde die Kirche im Zuge der französischen Revolution (1789-1799) zur nationalen Ruhmeshalle umgewidmet. Während des 19. Jahrhunderts wurde das Panthéon noch zweimal umgewidmet, zuletzt  1885 wieder von der Kirche zur nationalen Ruhmeshalle der Franzosen. Im Kellergeschoss, das die gesamte Grundfläche der Kirche umfasst gibt es viele Kapellen mit Ehrengräbern, darunter Voltaire (eigentlich François-Marie Arouet, 1694- 1778), die Schriftsteller Victor Hugo (1802-1885) und Émile Zola (1840– 1902), der Erfinder der Blindenschrift, Louis Braille (1809–1852) und der Politiker Jean Monnet (1888–1979), der die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vorantrieb, die später zur Gründung der Europäischen Kommission führte. Als erste Frau wurde 1907 Sophie Berthelot mit ihrem Mann, dem Chemiker und Politiker Marcelin Berthelot, beigesetzt, ein „Deal“ in Verbindung mit der Beisetzung des Gatten. Die erste Frau, die in Anerkennung ihrer eigenen Leistungen im Panthéon beigesetzt wurde, war Marie Skłodowska Curie (1867-1934), weitere Frauen sind Geneviève de Gaulle-Anthonioz (1920-2002) und Germaine Tillion (1907-2008), die beide in der Résistance kämpften sowie die ehemalige französische Ministerin und Präsidentin des Europäischen Parlaments, Simone Veil (1927-2017). Die meisten „Ehrengäste“ kommen erst längere Zeit nach ihrem Tod ins Panthéon, so wurde Alexandre Dumas erst knapp 130 Jahre nach seinem Tod im Jahr 2002 umgebettet. Andere wurden wieder ausquartiert, wie der Politiker Honoré Gabriel Victor de Riqueti, Marquis de Mirabeau (1749-1791), der während der französischen Revolution politisch aktiv war und dann 1794 wegen seiner Verbindungen zum Königshof Ludwigs XVI.  in Ungnade fiel. Im Panthéon findet sich auch das 67 m lange foucaultsche Pendel, mit dem 1851 der Nachweis der Erdrotation gelang, aber eben nicht sein Erfinder, der Physiker Léon Foucault. Er ruht auf dem Friedhof Montmatre. 

Am späteren Nachmittag erklomm ich vom Hotel aus den Montmatre und stieg auf Sacré-Cœur, wie schon am Vortag zog wieder Regen auf, die Temperaturen in der Stadt werden erträglicher. Die Basilica  im neobyzantinischen Stil wurde zwischen 1875 bis 1914 erbaut und erst nach dem 1. Weltkrieg im Jahr 1919 geweiht. 

Am Freitagmorgen hatte ich für 09:45 Uhr ein Ticket für die Katakomben von Paris, dem größte Beinhaus der Welt. Ursprünglich wurde hier in unterirdischen Stollen über einen Zeitraum von 2.000 Jahren Kalkstein abgebaut, der für den Häuserbau verwendet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden so knapp 300 Kilometer Tunnel unter der Stadt, was im 18. Jahrhundert aufgrund der fehlenden Stabilität des Unterbodens zu ersten Problemen und Hauseinstürzen führte.

Die „Inspection Générale des Carrières“ ist bis heute für den Umgang mit den Bergbaufolgen verantwortlich. In den Katakomben liegen u.a. die Knochen von insgesamt 6 Millionen Menschen, die im 18. Jahrhundert von überfüllten Friedhöfen hierher umgebettet wurden, es herrschten Hungersnöte und Seuchen. Während der französischen Revolution wurden einzelne Stollen als Versteck genutzt, die Deutschen nutzten Stollen als Bunker. Man kann heute etwa 2 km unterirdisch entlang der Grabstätten gehen. Es war nützlich den Audioguide für Hintergrundinformationen zu haben, bei um die 14 Grad sind die Katakomben auch ein Sommerziel, wenn auch etwas makaber. Von den Katakomben machte ich mich später auf in Richtung Ille des Cignes, eine künstliche Insel in der Seine, südlich des Eiffelturms. Hier steht eine Replik im Maßstab 1:4 der New Yorker Freiheitsstatue des Pariser Bildhauers Auguste Bartholdi, sie am 4. Juli 1889 durch den damaligen französischen Staatspräsidenten Marie François Sadi Carnot. Am Einweihungstag feierte Frankreich den hundertsten Jahrestag des Sturms auf die Bastille (14. Juli 1789) und die USA den Unabhängigkeitstag (4. Juli 1776). Der Erbauer Bartholdi protestierte gegen die östliche Ausrichtung der Statue, deshalb drehte man sie im Mai 1937 in Richtung Westen. Was ich auf der ruhigen Insel nicht gesehen habe waren Schwäne (cignes).
Ich schaute noch bei Notre-Dame De Paris, der lieben Frau von Paris, vorbei. Die Kathedrale des Erzbistums Paris wurde in den Jahren von 1163 bis 1345 errichtet. Sie brannte 2019 teilweise ab und wird gerade originalgetreu wieder aufgebaut. Die beiden Türme aus Naturstein sind 69 Meter hoch und sehen aus der Ferne recht unbeschadet aus. Am 130 m langen, 48 m breiten und 35 m hohen Kirchenschiff sieht man deutlich die Schäden. Mehr zufällig fand ich das „Mémorial des Martyrs de la Déportation“ am östlichen Ende dder Île de la Cité, eine Gedenkstätte in einer Krypta mit 200.000 Kristallspitzen bedeckt, die die Opfer der Deportation symbolisieren. Die Wände sind mit Auszügen aus Gedichten und Zitaten geschmückt. Das Projekt wurde vom Architekten Georges-Henri Pingusson realisiert und am 12. April 1962 vom damaligen französischen Präsidenten, Charles de Gaulle, eröffnet. 

Gelernt habe ich, dass der Pariser Untergrund nicht nur heute durch Infrastruktur durchzogen wird, sondern früher schon durch den Abbau von Ton und Kalksteinen ziemlich untergraben und gelöchert wurde. Die Katakomben und der Park des Buttes-Chaumont wurden dadurch möglich, die Bauarbeiten, z.B. des Panthéons dadurch aber auch erschwert. 

Die schlechten Nachrichten am Freitag in Frankreich waren, dass Marseille und Paris zu „roten Zonen" in der Covid-19- Pandemie wurden und die britische Regierung beschlossen hat, dass Einreisende aus Frankreich ab Montag 14-Tage in Quarantäne müssen. Es gibt ein Zeitfenster von 48 Stunden, um ohne Quarantäne nach UK einzureisen, schnell waren alle Zugtickets weg, die Fähren voll. Das trifft die britischen Urlauber oder französische Arbeitnehmer in UK genauso unerwartet, wie es die Deutschen Urlauber trifft, die gerade in Spanien (außer Kanaren) Urlaub machen. Die Hoffnung auf „Normalität" platzt und die Absurdität der Werbung für den Sommerurlaub im EU-Ausland wird deutlich. In Paris liegt die Infektionsrate bei 62/100.000 in der letzten Woche, steigende Quoten gerade bei Jugendlichen und Menschen unter 40 überall im Land, vor allem in den Großstädten. 


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