Samstag, 30. Mai 2020

Last call TXL?

Der neue Berliner Flughafen BER wird am 30.10.2020 in Schönefeld, südlich von Berlin, eröffnet. Es war geplant, den Flugbetrieb in Berlin-Tegel dann zum 08.11.2020 enden zu lassen und den Flughafen im Mai 2021 endgültig zu schließen. Als Folge COVID-19-Pandemie mit den starken Rückgängen beim Passagierverkehr soll der Flughafen Tegel nun jedoch schon am 15. Juni 2020 für (zunächst) zwei Monate geschlossen werden, der verbleibende Flugbetrieb dann ausschließlich vom Flughafen Schönefeld (alt) erfolgen. Vielleicht bleibt Tegel auch endgültig zu.
Ich habe deshalb einen Foto-Ausflug nach Tegel unternommen, um den Charme der 1970er in Ruhe zu erleben. Leider waren alle Terminals, außer dem ehemaligen „Air Berlin“- Terminal C, schon verschlossen und ich konnte nur draußen auf den Zufahrten und Wegen herumlaufen und mir  die Nase an den Scheiben platt drücken.
Es war seltsam das Gelände so leer zu erleben und auch interessant, weil der Flughafen plötzlich ein sehr ruhiger Ort geworden ist mit vereinzelten Fluggästen und entspannten Busfahrern. Ich sah in den 1-1,5 h, die ich herumspazierte, eine KLM-Maschine landen. Ich spazierte auch zum Frachtbereich und dann weiter entlang des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals und der Gartenkolonie „Vor den Toren“ zum Bus 123, der mich in einer Stunde mit vielen Schleifen entlang der Siemensstadt, vieler Kleingartenanlagen und durch meine alte Heimat Moabit zum Berliner Hauptbahnhof brachte. Die Gartenkolonien entlang der Strecke heißen “Zukunft”, “Gute Hoffnung”, “Heideschlösschen”,
„Pferdemarkt“ - hier war von 1907 bis 1936 der städtische Pferdemarkt Berlins- oder „Olympia“ auf einer ehemaligen Radrennbahn von 1900, die im 2. Weltkrieg teilweise zerstört und in den 1950ern abgetragen wurde. Ich bin gespannt, wie sich diese Gegend durch die Veränderungen in der Nutzung des heutigen Flughafengeländes zwischen High-Tech- und Immobilienträumen und den bestehenden Kleingartensatzungen entwickeln wird.

Freitag, 22. Mai 2020

Entdeckungsreise: Wuppertal und Hagen

In den letzten Tagen bin ich sowohl in meiner Geburtsstadt Hagen unterwegs gewesen, als auch nach Wuppertal gefahren, wo ich als Kind oft bei meiner Tante zu Besuch war.
Meine Tante wohnte unterhalb der Ronsdorfer Talsperre in einem Haus neben einem alten Sägewerk und mit Forellenteichen. Die Talsperre wurde 1899 als Trinkwasserreservoir für die damals noch selbständige Stadt Ronsdorf in Betrieb genommen und bis 1957 genutzt. Die Staumauer war seit den 1960ern in schlechtem Zustand, wurde aber erst in den ersten 2000-er Jahren saniert. Der Wald war in den 1960ern mein Spielplatz an Wochenenden und oft in den Ferien, in den Forellenteichen habe ich schwimmen gelernt. Es war immer was los, oft waren Freunde meiner Verwandten mit Autos oder Mopeds da, an denen immer was zu staunen oder zu schrauben war. Vor fast 50 Jahren zogen meine Verwandten von der Talsperre weg, irgendwann wurden alle Gebäude abgerissen, nur die Teiche sind bis heute geblieben. Heute ist die Staumauer saniert, aber unterhalb im Saalbachtal kann man kaum noch was erkennen von der alten Struktur, die Natur hat sich die meisten Flächen zurückgeholt. Ich konnte mir vor Ort auch gar nicht mehr vorstellen, wo das Haus, der Hof, der Schuppen mit dem Autowrack und das Sägewerk waren. Irgendwie war das alles viel größer, als ich kleiner war. Der Ablauf vom Fischteich, in dem ich im Autoreifen die ersten Schwimmübungen gemacht habe, war in der Erinnerung ein großer Wasserfall, an dem es Mutproben zu bestehen gab, schwer vorstellbar bei einer Höhe von maximal einem Meter. Die Highlights meiner Kindheit dort waren Ausflüge zum Minigolf und zum Eis essen weiter unten im Tal und Wanderungen durch den Wald zum Wuppertaler Zoo, immerhin gut acht Kilometer, zurück ging es dann mit dem Zug.

In Hagen bin ich zu Fuß herumspaziert und habe mich über sanierte Häuser und schöne Graffitis im Stadtteil Wehringhausen gefreut und über die Verdichtung durch Einfamilienhäuser in 2. Reihe in den attraktiveren Lagen gewundert. Gleichzeitig war es erschreckend zu sehen wie heruntergekommen viele Ecken sind. Hagen hat, wie viele Städte in dieser Gegend, eine wechselvolle Geschichte, deren wirtschaftliche Bedeutung durch die Nutzung der Wasserkraft seit dem 17. Jahrhundert wuchs und mit dem Strukturwandel in der Stahlindustrie wieder abnahm. Es gab anfangs mehrere wasserkraftbetriebenen Hammerwerke und Schmieden. Im Jahr 1848 wurde Hagen an das Netz der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft angeschlossen und entwickelte sich zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt, im 20. Jahrhundert kamen die Autobahnen A1 und A45 dazu. Urbanisierung und Industrialisierung brachten Aufschwung und auch kulturelle Highlights: Der Bankier und Mäzen Karl Ernst Osthaus holte in den frühen 1900er-Jahren viele später bedeutende Architekten wie Henry van de Velde, Peter Behrens und Walter Gropius in die Stadt. So finden sich in Hagen auch heute noch neben dem Karl Ernst Osthaus Museum mit seiner Expressionistensammlung architektonische Beispiele von Jugendstil und Moderne. Die Wohlhabenden bauten sich seit dem 19. Jahrhundert Villen an die Talhänge, im Tal baute man Mehrfamilienhäuser. Der Innenstadtbereich wurde durch mehrere Bombenangriffe 1943, 1944 und 1945 fast vollkommen zerstört. Hagen blieb bis in die 1970er Industriestadt: Es entstand 1847 ein großes Hochofen- und Stahlwerk, die Hasper Hütte von Peter Klöckner.
Seit den 1980ern ist Hagen dann meist überregional nur noch bekannt als Sitz der Fernuniversität Hagen und als Herkunftsort der beiden  Humpe-Schwestern-Anette (Neonbabies, ich&ich) und Inga (Neonbabies, 2Raumwohnung)-, von Susane Kerner, kurz: Nena und Extrabreit. Bis 2002 kam auch der Brandt-Zwieback noch aus Hagen, jetzt kommt er aus Thüringen, Douglas zog 2016 aus Hagen nach Düsseldorf, Hussel und Thalia haben noch ihre Firmensitze in Hagen.
Hagen war schon in meiner Kindheit in den 1960ern und 1970ern eine internationale Stadt mit vielen Zuwanderern. Ich spielte mit Kindern, deren Eltern aus der Türkei oder aus Italien kamen. Die Väter arbeiteten bei Stahlfirmen, bei Speditionen oder bei der Bahn, die Mütter bei Zwieback Brandt am Fließband. Nach der Schließung der Hasper Hütte und weiterer Betriebe verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage in der Stadt deutlich schneller, als es die Stadtpolitik wohl wahrhaben wollte. Die Fernuniversität brachte zwar neuen internationalen Ruhm, aber vor Ort wenig Veränderungen, da die Studierenden und Profs ja meist nur zu Prüfungen vor Ort waren und sind. Jetzt ist es in den ärmeren Stadtteilen, unten im Tal oft erbärmlich, in manchen Wohnquartieren wird seit Jahrzehnten nichts mehr investiert, es gibt Leerstand und Ecken wo viele Zuwanderer unter extrem schlechten Bedingungen leben, oft Romafamilien. An Häusern stapelt sich Müll und auf dem Fußweg liegt dann auch mal eine tote Ratte. Wer sich mehr leisten kann, zieht weg und diese Ecken werden immer unattraktiver. Wie in Schwedt (Oder) oder Frankfurt (Oder) werden jetzt auch in Hagen alte Gebäude abgerissen. Von einem ganzen Block mit Gründerzeithäusern nah der Bahnstrecke, in dem früher mal eine Freundin gewohnt hat, fand ich nur noch sortierte Schuttberge. Hier soll wohl eine Schule gebaut werden. Und was sagen die verbliebenen Hagener dazu: Wir haben so eine schöne Umgebung, wir wohnen günstig - verglichen mit Dortmund oder Düsseldorf - und man ist mit dem Auto schell in den heute wichtigen Zentren der Region. Ich staune über die hohen Preise im Verkehrsverbund VRR im Vergleich zu Berlin und Brandenburg, bei den Verbindungen merkt man deutlich die vielen Städte und ihre lokalen Einzelinteressen, das ist in und um Berlin - mit 100 Jahren Übung in „Grossberlin“ - deutlich homogener und kundenfreundlicher.
Zu den schönen Gegenden, direkt am Stadtrand in Richtung Dortmund gehört der Hengsteysee mit Staumauer und dem ehemaligen Pumpspeicherwerk für den Spitzenlastbedarf, heute nicht mehr in Betrieb.

Montag, 18. Mai 2020

Entdeckungsreise: Duisburg

Eine erste Entdeckungsreise in Gegenden rund um Hagen, die ich noch nie oder schon sehr lange nicht mehr besucht habe, führte mich heute in den Landschaftspark Duisburg Nord, kurz LaPaDu. Der Park wurde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park (1989-1999) rund um ein stillgelegtes Hüttenwerk entwickelt.
Die insgesamt fünf Hochöfen produzierten zwischen 1901 und 1985 37 Millionen Tonnen Spezialroheisen – in der Regel als Vorprodukt für die Weiterverarbeitung in den Thyssen’schen Stahlwerken. Die Hochöfen 3 und 4 wurden in den Jahren 1968 bzw. 1970 abgerissen, die Hochöfen 1 und 2 im Jahr 1982, der Hochofen 5 wurde nur 12 Jahre, von 1973 bis 1985, betrieben. Thyssen verlagerte dann die Stahlproduktion in die umliegenden, wesentlich größeren und moderner ausgerüsteten Werke am Rhein, heute Teil von ThyssenKrupp Steel. Neben den - nachts farbig beleuchteten - Resten der Industrieanlagen findet man auf den nährstoffarmen Standorten seltene Pflanzen, Insekten, Vögel und im Wasser auch Sumpfschildkröten.
Vom LaPaDu fuhren wir weiter zur Heinrich-Hildebrand-Höhe in Duisburg-Angerhausen zur Tiger&Turtle begehbaren Achterbahn, leider geschlossen wegen CORONA, trotzdem eine schöne Aussicht bis nach Düsseldorf.
Zur späteren Mittagszeit waren wir dann im Duisburger Innenhafen. Der Innenhafen war der zentrale Hafen- und Handelsplatz Duisburgs bis Mitte der 1960er Jahre auch die Getreidemühlen ihre Bedeutung an diesem Ort verloren. Der Innenhafen wurde durch erst durch die IBA Emscher Park zu einem modernen Ort entwickelt, der Arbeiten, Wohnen, Kultur und Freizeit am Wasser verbindet. Im neu gestalteten Quartier sind verschiedene Museen angesiedelt wie das Kunstmuseum in der umgestalteten Küppersmühle und das Kultur- und Stadthistorische Museum, an der Synagoge ist der „Garten der Erinnerung“  und gegenüber eine Marina und das NRW Landesarchiv.




Sonntag, 17. Mai 2020

Neue Heimat - alte Heimat

In der letzten Woche war ich wieder viel draußen unterwegs: Wanderungen entlang des Tegeler Fließes im Norden Berlins und in den Ravensbergen bei Potsdam, ein paar Läufchen durch Wald und Feld bei Potsdam oder in Hagen.
Im Tegeler Fließ beeindruckte mich die Offenheit der Flächen und die Weite: Ein Blick vom Fließ mit den Hochhäusern des Märkischen Viertels im Hintergrund und dazu ein rufender Kuckuck. Ich war auch zum ersten Mal in der Falknerei in den Potsdamer Ravensbergen. Dort gibt es einheimische wie zugereiste Greifvögel und freundliche Praktikantinnen, die gern über die verschiedenen Vögel, deren Geschichte und Einsatzmöglichkeiten in der Falknerei berichten. Das ältere Personal vor Ort ist eher brandenburgisch-wortkarg, aber natürlich nett.
Im Wald rund um Potsdam traf ich nicht nur mehr andere Spaziergänger und Hundebesitzer, als in der Eifel, sondern auch eine junge Frau, die im Wald in ihrem Auto an verschiedenen Standorten schläft und eine andere, die neben einem schmalen Waldweg schlafend lag, bewacht von einem aufmerksamen, ruhigen Husky.
Am Freitag bin ich mit dem Zug nach Hagen gefahren. Schon auf der Rückfahrt aus der Eifel hatte ich die Idee, mal wieder etwas mehr Zeit hier zu verbringen. Mal zu schauen, was ist und was sich so verändert hat, Leute treffen, ehemals vertraute Orte besuchen, vielleicht auch Neues zu entdecken.
Beim Spaziergang in der Umgebung meiner Freunde verglich ich meine Erinnerungen der Umgebung mit dem Bild von heute, ein paar Verdichtungen der Bebauung, die Stadt schrumpft zwar insgesamt - früher 220.000 heute knapp 190.000 Einwohner- , aber die Zahl der Einfamilienhäuser steigt und die Siedlungen werden verdichtet, wo es geht. Eine verstörender Gegensatz von Leerstand in vielen alten Mietshäusern in den alten, traditionellen, heute eher „abgehängten“ Wohnlagen und gepackte Einfamilienhaussiedlungen in zweiter Reihe.
Die Bäume rund um das Feld, auf dem ich als Kind den Unterschied zwischen Weizen und Gerste gelernt habe, sind sehr gewachsen, heute ist das ehemalige Getreidefeld eine Weidefläche. Das Fachwerkhaus, in dem früher bestimmt und ganz sicher eine Hexe gewohnt hat, ersetzt durch ein neues Haus, der Garten aber immer noch groß und etwas verwunschen.

Am Samstag eine Runde um die Hasper Talsperre, wieder Bergtraining für die  Flachlandläuferin, am Sonntag am Hengsteysee. Dann noch ein Besuch im Rombergpark  (Dortmund), früher eine Ziel für Spaziergänge mit meiner Mutter. Damals fuhren wir aus Hagen mit dem Zug dorthin oder zum Dortmunder Zoo. Ich bin mir sicher, der Park war größer, als ich kleiner war.







Es ist schön die Zeit für diese Erlebnisse zu haben. Die Freude über die freie Zeit überwiegt weiterhin die Trauer um vielleicht verlorene Optionen. Zum Glück ist es gelungen, die geplante Frachtschiffreise nach USA auf 2021 zu verschieben. Ursprünglich war die Abreise für 19.05. von Antwerpen geplant, dann hatte ich auf August/September 2020 verschieben können, jetzt Juni/Juli 2021 und jetzt mit meinem Mann und nicht alleine. Ich bin dem Reisebüro „Langsamreisen“ in Berlin und der Reederei sehr dankbar.
Wenn sich die Grenzen im Juni hoffentlich öffnen, möchte ich gern größere Distanzen angehen, vielleicht Österreich, vielleicht auch endlich Brüssel. Es wird natürlich immer davon abhängig sein, wie sich die Pandemie weiterentwickelt, wie gut ich Reisen und übernachten kann und wie sicher ich mich fühle.

Sonntag, 10. Mai 2020

Zeit in Potsdam

Als ich neulich den „Zauberberg" von Thomas Mann las, habe ich die Gedanken von Hans Castorp zur „Zeit“ mit Interesse gelesen. Die Wahrnehmung von Zeit, das kennen wir alle, ändert sich jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr: Manchmal zieht sie sich scheinbar endlos hin, manchmal rennt sie uns weg, je älter ich werde, desto schneller vergeht sie, manchmal finde ich das das gut, manchmal eben nicht - wie sagt Paulchen Panther „Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?“  Mein Sabbatical dauert erst neun Wochen, die mir viele neue Erfahrungen gebracht haben, nicht alle waren so geplant, wie bei allen von uns. Ich habe noch 25 Wochen vor mir.
Meine Tage sind nicht so strukturiert wie in der  Lungenklinik  in Davos, in der Hans Castorp sieben Jahre verbracht hat und ich  habe auch nie das Ziel gehabt den Tagen eine feste Struktur zu geben, denn dann wäre es ja fast kein Unterschied zu sonst. Trotzdem gibt es natürlich auch Dinge, die ich täglich oder zumindest regelmäßig mache: morgendliche 10 Minuten Yoga- und Bewegungsübungen, Rennen im Park oder im Wald, Einkauf, Essen zubereiten, Lesen, Musik oder Radio hören. Manchmal auch einfach nichts tun, sitzen und schauen.
Zum ersten Mal habe ich in der letzten Woche Bärlauchpesto gemacht. Im Park Sanssouci gibt es eine große Fläche mit Bärlauch. In den letzten Jahren war sie oft abgeerntet, dieses Jahr zum Glück nicht. Ich habe rund 300 Gramm geerntet, gewaschen, mit gerösteten Walnüssen, Grana Padano und Walnussöl püriert. Sehr lecker.
In der vergangenen Woche war ich außerdem beim Arzt zum jährlichen Check-up, alles gut, weiterhin bin ich eine „gute Gebrauchte“ mit ein paar Abnutzungserscheinungen. Leider nervt ein leichter Tinnitus seit ein paar Wochen: Kaum haste Zeit, kommen die Zipperlein! Nun gibt es Physio für Halswirbelsäule und Nacken, morgen noch einen Termin beim HNO und ich hoffe, der leise Dauerton verschwindet bald. Ich würde so gern mal wieder gar nichts hören. Nächste Woche noch zur Mammographie, dann ist die jährliche medizinische to-do-Liste abgearbeitet.
Mein nächstes Reiseziel ist meine Geburtsstadt Hagen: Als ich neulich aus der Eifel kam, hatte ich Lust mal wieder zu schauen, was sich verändert hat und was noch ist wie es war.
Im Juni möchte ich dann gern wieder meine Hilfe anbieten, um neue Menschen, Projekte und Gegenden in Deutschland kennenzulernen. Gern würde ich auch mal ins Ausland, nach Brüssel, Paris, London oder Wien, aber da muss ich mich wohl weiterhin gedulden. Ich hoffe natürlich weiterhin, dass die Quarantäne-Regeln noch während meines Sabbaticals aufgehoben werden. Es ist mir aber auch klar, dass sich die "Corona-Lage" vernünftig einpendeln muss. Dabei geht es eben nicht um mich als Individuum, sondern um das Gesamtbild in Deutschland, Europa und der Welt. Natürlich würde ich meine persönliche Gesundheit gern zum Maßstab der Freizügigkeit machen, aber ich bin eben doch nicht das Zentrum der Aufmerksamkeit. Vielleicht ist das auch ein Erklärungsversuch für manche Geschichten und Verschwörungstheorien, die gerade kreisen, es geht eben nicht um mich, sondern um eine Gemeinschaft von Menschen. Natürlich kann man misstrauisch sein, dass der reiche Bill Gates sich für die Entwicklung eines Impfstoffs engagiert, aber beim Dreh zu Impfpflicht für alle mit gleichzeitiger Injektion eines Chips steige ich verstandesmäßig aus. Man kann Mäzenatentum kritisieren, ich denke aber auch daran, dass es so manches nicht gäbe, ohne privates Engagement wohlhabender Leute, z.B. die Stadttheater des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und viele Museen, auch das Barberini in Potsdam. Menschlich bedauerlich ist für mich der Wandel von Attila Hildmann, veganer Koch und Gesundheitsberater, zum selbsternannten "Rebellen". Er sieht jetzt eine  Diktatur, die im Schatten der Corona-Maßnahmen vorbereitet wird und will notfalls aus dem Untergrund dagegen  kämpfen. Genie und Wahnsinn liegen oft nah, nun dominiert wohl der Wahnsinn. Er war mit seinem Marketing immer etwas schräg, das Konzept dahinter aber nachvollziehbar, die Produkte gut und lecker. Attila Hildmann hat den Blick auf vegane Ernährung und Produkte positiv verändert:  Veganes Essen ist gesund, lecker und macht Spaß. Auch unser Speisezettel wurde von ihm beeinflusst. Nun bin ich aber raus aus seiner Welt und kann nach vollziehen, dass Firmen wie Vitalia, Voelkel und Kaufland die Zusammenarbeit aufkündigen.
Ich wünsche euch eine gute Woche, bleibt gesund.

Montag, 4. Mai 2020

Home sweet home

Seit dem 1. Mai bin ich wieder zu Hause. Es war eine schöne Zeit in der Vulkaneifel, die Kombination von Arbeit und Gegend erkunden genau richtig, aber ich habe mich auch auf zu Hause gefreut. Mal wieder in Berlin spazieren gehen, mal wieder im Park Sanssouci rennen.
Durch die Arbeit auf der Baustelle, die täglichen Sportübungen, Spaziergänge und Läufe -mit und ohne Hund- fühle ich mich insgesamt viel besser, habe etwas Gewicht verloren und Muskeln wiedergewonnen. Beim ersten "Sonntagsläufchen" nach meiner Rückkehr war ich viel schneller und fühlte mich auch kraftvoller, als noch im März. Das tut gut.
Im Laden stellte ich heute übrigens fest, dass die Versorgung mit Desinfektionsmitteln und Hefe im Westen doch deutlich besser, als in Potsdam ist. Muss ich wohl bald wieder in den Westen fahren. Bevor ich mich wieder auf den Weg mache, werde ich aber noch ein paar Masken nähen, die kann man ja das nächste Jahr immer gebrauchen.
Jetzt aber erst einmal ein bisschen Berlin und Brandenburg besuchen. Ich freue mich aufs Museum, auf Parks und einfach mal wieder auf Menschen. Ich werde auch Bärlauch sammeln gehen und Pesto machen, das Wetter hat ihn im Park Sanssouci gut gedeihen lassen.