Am letzten Samstag fuhren wir mit dem Zug für ein verlängertes Wochenende nach Köln. Wir gingen im Stadtwald spazieren, besuchten den Kölner Dom, bummelten etwas in der Innenstadt und verbrachten eine schöne Zeit mit der Familie. Köln steht bei uns auf der Liste möglicher „Altersruhesitze", deshalb spazierten wir auch durch Wohngegenden wie Lindenthal. Nach der Rückkehr stand wieder etwas mehr Sport auf dem Programm. Ich ging Mittwoch ins Fitnessstudio und am heute wieder ins Schwimmbad für die Standarddistanz von 1.000 m. Es ist schon anstrengend nach so langer Pause wieder systematischer zu trainieren. Es tut aber auch gut mich anzustrengen und etwas zu verausgaben.
Am Donnerstag fuhren wir nach Zehlendorf und spazierten vom Mexiko-Platz zum Alliierten-Museum an der Clayallee. Das Museum zu den Aktivitäten der „West-Alliierten" zwischen 1945 und 1994 wurde 1998 im ehemaligen US-Kino „Outpost" - einem Gebäude von 1953 - und in der benachbarten ehemaligen Nicholson-Gedenkbibliothek des amerikanischen Stützpunkts eröffnet. Der Träger des Museums ist ein gemeinnütziger Verein, den die Bundesrepublik Deutschland, das Land Berlin, Frankreich, Großbritannien, die USA sowie das Deutsche Historische Museum Berlin und das Institut für Zeitgeschichte in München im Jahr 1996 gegründet haben. Seit 2015 stehen Bundesmittel für einen Umzug des Museums zum ehemaligen Flughafen Tempelhof bereit, geplant war er 2020/2021. Vor-Ort war davon nichts zu bemerken. In Tempelhof wäre sicher mehr Platz für die großen Ausstellungsstücke wie Flugzeuge oder Autos.

Im ehemaligen Kino geht es um die Zeit vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Luftbrücke 1948/1949. Auf Landkarten werden die Sektoren gezeigt, es sind Uniformen, Fotos und die ersten Zeitungen zu sehen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Luftbrücke: Die West-Alliierten versorgten 2,2 Millionen West-Berliner*innen und ihre in Berlin stationierten Truppen während der Blockade West-Berlins (24. Juni 1948 bis 12.Mai 1949) und darüber hinaus. Vom 26. Juni 1948 bis 30. September 1949 flogen amerikanische, britische, australische, neuseeländische und südafrikanische Piloten in Flugzeugen der U.S. Air Force und der Royal Air Force mit rund 2,34 Millionen Tonnen Fracht insgesamt knapp 278.000 mal von Frankfurt (Main), Wiesbaden, Fassberg, Celle, Wunsdorf, Lübeck und Schleswig mit Kohle, Benzin, Lebensmitteln, Getreide und Medikamenten nach Tempelhof, Gatow und - ab Dezember 1948 - auch nach Tegel. Zwischen Hamburg-Finckenwerder und dem Großen Wannsee gab es außerdem außerhalb der Frostperiode eine Verbindung mit Flugbooten. Etwa zwei Drittel des Transportvolumens bestand aus Steinkohle für die wenigen Kraftwerke im Westen (Charlottenburg, Moabit, Wilmersdorf, Unterspree, Steglitz, Schöneberg sowie Kleinkraftwerke von großen Industriebetrieben wie Borsig) und für die Bevölkerung. Auch Bauteile für den Wiederaufbau des Kraftwerks West in Spandau kamen notgedrungen über die Luftbrücke. Neben Briten und US-Amerikanern flogen auch Piloten aus Australien, Neuseeland, Kanada und Südafrika. Die Franzosen engagierten sich durch den Bau des Flughafens Tegel, der von August bis November 1948 in nur 90 Tagen unter großem Einsatz der Berliner*innen gebaut und Anfang Dezember offiziell eröffnet wurde. Die amerikanischen, aber vor allem die britischen Flugzeuge transportierten auch Passagiere aus Berlin heraus. So nahmen sie z.B. Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Gebieten bzw. der sowjetischen Zone oder Kinder aus Berlin zur Erholung in Westdeutschland mit. Beim Anblick der Bilder und lesen der Geschichten wurde mir wieder einmal deutlich, warum die „Besatzer“ von den West-Berlinern vielfach so positiv gesehen wurden, sie wurden als „Schutzmacht“ empfunden, auch wenn die Panzer zur Truppenparade mal wieder die Straße ruinierten und dabei auch ein paar Mythen zur Luftbrücke entstanden sind.
In der ehemaligen Bibliothek geht es um das Alltagsleben in den amerikanischen, britischen und französischen Garnisonen. Es gibt auch das restaurierte Segment eines Spionagetunnels, der Anfang der 1950er Jahre vom amerikanischen und britischen Nachrichtendienst zwischen Rudow und Alt-Glienicke gebaut wurde, um die sowjetischen Kommunikationslinien anzuzapfen. Draußen steht ein britisches Transportflugzeug vom Typ Handley Page Hastings T.M k.5, der Eisenbahnwaggon eines französischen Militärzugs, das letzte Wachhäuschen vom Kontrollpunkt Checkpoint Charlie, ein Mauerrest und ein Grenzkontrollturm der DDR. Das Flugzeug war als Kohletransporter in der Luftbrücke im Einsatz, es war bis 1977 im Einsatz, stand dann 20 Jahre als „Gate Guard“ auf dem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt der britischen Streitkräfte in Berlin-Gatow, bevor sie dem Museum geschenkt wurde. Der Wachmann im Museum erzählte uns, dass der Umzug von Gatow zur Clayallee im Jahr 1997 mit Hilfe eines russischen Transporthubschraubers durchgeführt wurde.

Für die Vollständigkeit: Die Kriegs- und Nachkriegsgeschichte aus der russischen Sicht ist der Schwerpunkt des heutigen
Deutsch-Russischen Museums in Berlin-Karlshorst: Am 5. November 1967 wurde im ehemaligen Offizierskasino der Wehrmachtspionierschule das Museum der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland eröffnet und 1986 in "Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschlands im Großen Vaterländischen Krieg" umbenannt. Das Museum wurde nach der Wende umgestaltet und am 10.05.1995 als Deutsch-Russisches Museum wiedereröffnet. Die Ausstellung wurde zuletzt 2009-2013 aktualisiert. Die Träger des Museums sind seit 1994 die Bundesrepublik Deutschland, die Russische Föderation und verschiedene Museen in Deutschland, Russland und der Ukraine.
Heute waren wir im Museum Barberini in Potsdam, dort sind seit 5. September 2020 über 100 impressionistische Gemälde aus der Sammlung des Museumsgründers Hasso Plattner zu sehen. Die Bilder von Claude Monet, Alfred Sisley, Auguste Renoir, Paul Signac, Camille Pissarro, Henri-Edmont Cross, Maurice de Vlaminck sollen als „Dauerausstellung“ im Museum bleiben. Es ist immer wieder eine große Freude, dass wir dieses tolle Museum hier in Potsdam haben.
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