Tja, da war sie nun: Die letzte Woche. Sie kam nicht überraschend, genauso wenig wie der Start vor fast acht Monaten. Am Sonntag begann ich zum ersten Mal darüber nachzudenken, was ich in dieser letzten Woche noch machen möchte. Was ist mir noch wichtig bevor ich wieder ins Büro gehe? Vielleicht mal wieder ein Brot backen, ein paar neue Rezepte ausprobieren, ein Bummel durchs Designer-Outlet in Wustermark oder über die Schlossstrasse in Berlin? Sehr gefreut habe ich mich über die „geschenkte Stunde “ am Wochenende, wurde ich doch nach der „objektiven“ Uhr früher wach und hatte mehr vom Tag. Meine innere Uhr hatte auch noch ein bisschen Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass es immer viel früher ist, als gefühlt, es morgens heller und abends schon so früh dunkel ist. Ich hoffe immer noch, dass die Zeitumstellung irgendwann abgeschafft wird.

Am letzten Samstag unternahmen wir wieder einen Ausflug nach Berlin. Das erste Ziel war das Pergamon- Panorama von Yadegar Aisisi. Echt beeindruckend, dieses „Pausenprogramm“ und spätere Ergänzung zum Pergamonaltar, wenn das Pergamonmuseum in ein paar Jahren wieder vollständig besichtigt werden kann. Assisi hat sich bemüht, die antike Stadt Pergamon an der kleinasiatischen Westküste im Jahr 129 n. Chr. darzustellen. Er rekonstruierte den Zustand der Stadt in der römischen Kaiserzeit unter Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) und stellt neben dem Altar auch ein Theater und die Akropolis der Stadt als Mischung von Fotos realer Berliner*innen und rekonstruierter Landschaft dar. Er selbst hat sich ins Bild „eingebaut“, ebenso wie die „Frau mit den zwei linken Füßen“ oder mal Doppelungen von Personen im Panorama. Es machte mir viel Spaß mit den Augen herumzuspazieren. Einer der Sicherheitsleute hatte zudem viel Spaß daran auf Besonderheiten hinzuweisen. Weiterhin gehören Werke aus Antikensammlung aus Pergamon zur Ausstellung, z.B. Frauenstatuen, Porträts der Könige und der Telephosfries. Telephos gründete die Stadt Pergamon.

Ich bin 1982-1985 fast täglich mit der U7 aus Neukölln bis zur Endstation Rohrdamm und dann ab Oktober 1984 bis zur Station Zitadelle gefahren, um zur Ausbildungsstätte in der Zitadelle zu gelangen und war doch nie in der Jungfernheide. Ich wusste noch nicht einmal, wo sie konkret liegt und wie groß sie ist. Diese Wissenslücke ist seit Sonntag geschlossen. Die Jungfernheide umfasst Flächen nördlich und südlich des Flughafens Tegel. Sie war bis etwa 1800 Jagdrevier, ebenso wurden hier Todesurteile durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen bis 1813 vollstreckt. Ab 1824 waren in der Jungfernheide Exerzier- und Schießplätze, zwischen 1896 und 1901 entstanden Kasernen für das Luftschiffer-Bataillon Berlin-Jungfernheide. Der S-Bahnhof wurde 1877 eröffnet, der U-Bahnhof gut 100 Jahre später im Jahr 1980. Die Stadt Charlottenburg erwarb 1904 vom preußischen Staat ein Teilstück der Jungfernheide von etwa 200 ha für die Anlage des Stadtparks. Der Park wurde dann jedoch erst ab 1920 eingerichtet und gestaltet. Die Sportplätze, Kinderspielplätze, der Jungfernheideteich mit Freibad und der Wasserturm entstanden bis 1923, eine Freilichtbühne wurde 1925 fertig. Ein Gehege für Schwarz- und Damwild wurde 1931 eröffnet. Der Stadtpark/Volkspark liegt südlich des Flughafens Tegel, von dem wohl übernächste Woche das letzte Flugzeug abhebt. Nach dem Krieg wurde der Park langsam wieder aufgebaut, finanzielle Unterstützung kam in den 2010er Jahren auch von der UNESCO, das Wildgehege gab es noch bis 2013. Heute gibt es auch einen Klettergarten, an dem am sonnigen Sonntag ziemlich viel Betrieb war. Wir spazierten weiter durch den Wilhelm-von-Siemens Park zur Siemens-Siedlung am Rohrdamm, die 1922 bis 1929 gebaut wurde. Wilhelm Siemens war ab 1880 bei Siemens & Halske tätig, ab 1884 als Mitinhaber. Außerdem leitete er die Siemens-Schuckertwerke GmbH, die u. a. in Biesdorf Luftschiffe baute.

Am Montag, Mittwoch und Donnerstag sportelte ich im Wasser und an Land. Am Dienstag war ich dann im Outlet in Wustermark und anschließend in der Döberitzer Heide ein bisschen spazieren. Die Döberitzer Heide ist seit 1997 vor allem ein Naturschutzgebiet auf einem ehemals 5.000 Hektar großen Truppenübungsplatz, der zwischen 1713 und 1991 genutzt wurde, zuerst von Friedrich Wilhelm I., zuletzt von der Roten Armee. Durch die militärische Nutzung mit Schiesübungen und Bränden entstand eine wertvolle Offenlandschaft mit Heiden, Sandflächen und Trockenrasen, ein Lebensraum für viele zum Teil sehr seltene Arten, darunter vom Aussterben bedrohte Pflanzen, Urzeitkrebse, seltene Käfer, Wespen- und Bienenarten, Vögel wie Seeadler und Säugetiere wie den Fischotter. Rund 3.600 Hektar gehören heute zu einem Wildnisgroßprojekt der Heinz-Sielmann-Stiftung u.a. mit dort ausgewilderten Rothirschen, Wisenten und Przewalski-Pferden in einer umzäunten „Wildniskernzone“ (1.860 Hektar). Diese wird von einer „Naturerlebnis-Ringzone“ umschlossen: Hier pflegen Galloway- und Heckrinder, verschiedene Schaf- und Ziegenrassen, Sardische Hausesel sowie Konikpferde die Landschaft. Diese Zone ist durch verschiedene Wanderwege mit Rast- und Aussichtspunkten erschlossen. Die Charlottenburger und Spandauer „Heerstrasse“ wurde übrigens 1903 bis 1911 als Verbindung zwischen dem Truppenübungsplatz und dem Berliner Stadtschloss gebaut. 1910 wurde der Flugplatz Döberitz eröffnet. Während der Olympischen Spiele 1936 wurde die Döberitzer Heide für die militärischen Wettkämpfe genutzt. Der südliche Teil der Döberitzer Heide (550 Hektar) ist heute noch Standortübungsplatz für in Berlin und Potsdam stationierte Einheiten der Bundeswehr.
Heute war ich nach dem Schwimmen im“blu“ kurz im Büro für eine kurze Übergabe. Für die Zeit meiner Freistellung war eine Kollegin befristet eingestellt worden, sie hat morgen ihren letzten Tag. Sie brachte mich auf den aktuellen Stand. Es fühlte sich für mich alles sehr vertraut an.
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