Freitag, 5. Juni 2020

Wie geht‘s denn so?

Die Corona-Pandemie ist für uns alle auch weiterhin ein Thema, auch wenn ich das Infektionsrisiko für mich persönlich weiterhin gering einschätze, so lange ich Abstand halte und Menschengruppen meide. Ich bin viel draußen und halte mich von Menschen ohne Maske fern. Im praktischen Leben wird langsam wieder mehr möglich, auch wenn ich mich noch nicht so richtig entschließen kann, wieder ins Fitnessstudio zu gehen. Ich laufe weiter lieber draußen rum und turne morgens auf der Terrasse. Ich stelle mich darauf ein, noch sehr lange Maske zu tragen oder zumindest eine in der Tasche zu haben.
Die letzte Woche war recht ruhig, da ich ein paar Arzttermine hatte - der Tinnitus nervt weiterhin - und es damit Fixpunkte im Tagesablauf gab. Manchmal merkte ich, wie es mich irritierte, mal fast nix zu tun, die innere Stimme, die trieb, jetzt doch mal was zu unternehmen und dann wurde sie auch wieder ruhig, denn die Ruhe hilft mir vielleicht auch gegen das lästige Piepen im Ohr.  Am Dienstag nach Pfingsten stand unsere erste Dampferfahrt des Jahres an. Wir umrundeten mit der „Weißen Flotte" in vier Stunden die Insel Potsdam über Caputh, Werder, den Sacrow-Paretz-Kanal, den Jungfernsee, die Glienicker Brücke und Babelsberg. Es war sonnig und manchmal etwas zu wenig Wind, um es an Deck sehr angenehm zu haben. Am Mittag wurde es echt warm an Deck.
Am Mittwoch war ich das erste Mal in diesem Jahr im See, so spät war ich hier noch nie Anbaden und es ist immer noch echt kalt! Ich war morgens ab kurz nach neun im Waldbad am Templiner See und genoss den Morgen im Strandkorb. Man muss online-tickets für 4 Stunden kaufen, dann wird eine Stunde zu gemacht und ab 14:00 Uhr beginnt dann die „Nachmittagsschicht“.

Die deutsche Regierung hat jetzt viele Maßnahmen beschlossen, die negativen  wirtschaftlichen Folgen der Pandemie schnell zu bremsen und entstandene Nachteile zu überwinden, also Mehrwertsteuer bis zum Ende des Jahres 2020 runter, einmalig 300 € Kinderbonus, Investitionen in Klimaschutz, mehr Geld für Bildung und Forschung und mehr Vorsorge für zukünftige Pandemien im Land. Und große Freude: Es gibt keine Abwrackprämie zum Wohle der deutschen Autoindustrie! Ich finde mich ja gerade selber komisch, aber ich finde das Paket gelungen, zum Glück bin ich nicht allein: Die Grünen und die taz findet auch vieles gut.

Da ich in der glücklichen Lage bin, bisher weder (bewusst) krank gewesen zu sein, noch irgendwie finanzielle Nachteile zu haben, gingen mir in den letzten Wochen oft auch andere Fragen durch den Kopf: Was würde ich mir wünschen, das nachher besser ist.

Hier mal meine Top 3
1. Verbesserung der Arbeits-und Lebensbedingungen in den schlecht bezahlten Branchen, nicht nur bei DHL, HERMES etc.,  sondern auch dort, wo Menschen aus Mittel- und Osteuropa in Schlachtbetrieben und bei der Erdbeer-, Spargel- oder Gurkenernte die Arbeit erledigen, oft kaserniert und um den rechtmäßigen Lohn betrogen. Wie schön wäre es, wenn endlich das superbillig-Fleisch aus den Läden verschwände - wir essen sowieso zu viel Fleisch und Wurst.  Wie schön wäre es, wenn PaketsortiererInnen und -ausfahrerInnen weniger Stress hätten und wir als Kunden nicht alles billig und vor allem schon morgen haben müssten, um es dann doch wieder zurückzuschicken. Die Retourenquote liegt übrigens im Schnitt irgendwo bei 10%, aber bei bis zu 40% bei Modeartikeln.
2. Gesundheitsversorgung als Daseinsvorsorge und nicht als rein betriebswirtschaftliche
Angelegenheit. Wir hatten in Potsdam ein abschreckendes Beispiel für Missmanagement: Das städtische Ernst-von-Bergmann Krankenhaus galt seit Jahren als schlecht geführt und jetzt musste es über Wochen geschlossen werden, weil man bestätigte COVID19 Fälle nicht rechtzeitig gemeldet hat, nicht die richtigen Schutzmaßnahmen ergriffen hat und dann - neben den eigenen Beschäftigten- viele ältere PatientInnen im März erst in der Geriatrischen Abteilung im Krankenhaus mit dem Corona-Virus infiziert wurden und danach damit oder daran starben. Der schlechte Ruf des Ernst-von-Bergmann Krankenhauses schlug auf das Ansehen und schnell auch auf die Motivation der Beschäftigten durch, gerade im Pflegebereich. Nun hat man die Geschäftsführung und den ärztlichen Direktor entlassen und endlich entschieden wieder Tariflohn zu zahlen. Gleich wird gejammert, was das wieder alles kostet und es fällt auf, in wie viele Tochterunternehmen das Krankenhaus im Zuge der Umstrukturierungen der letzten Jahre aufgeteilt worden ist. Nun stehen weiterhin erst mal 800 Beschäftigte, z.B. in der Poliklinik oder in der Küche beim Tarifvertrag weiterhin außen vor.  Geht’s noch? Unfassbar!
3. Digitalisierung der Arbeit und in unseren Schulen, mehr Fort- und Weiterbildung der
Beschäftigten (auch der LehrerInnen) und „Null-Toleranz “ gegenüber Verweigerungshaltungen, gerade an Schulen und in den Hochschulen. Es gibt nämlich nicht nur Leute in Ministerien, Schulämtern und LehrerInnen, die keine Ahnung von digitaler Arbeit und Bildung haben und das auch nicht (mehr) ändern wollen, sondern auch „faule Professorensäcke“ an Unis. Nicht, dass das früher alles besser war, aber richtig war es auch früher nicht. An den Schulen geht es natürlich auch um die technische Ausstattung der Schülerinnen und Schüler, um Bildungschancen nicht weiterhin vom Geldbeutel der Eltern abhängig zu machen. Es gibt Länder da bekommen SchülerInnen einfach ein Tablet, in Deutschland verhaken wir uns in Regelwerken und bei der Frage, was wohl alles passieren kann und was passiert, wenn was passiert.


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