Samstag, 27. Juni 2020

🇦🇹 Vorarlberg

Die letzte Woche habe ich sehr genossen: Sehr schönes Wetter, ein Hotel, das alles hat, was mir gut tut und jeden Abend eine schöne Zeit beim Abendessen mit Freunden, die in Bludenz wohnen.

Zum Val Blue Hotel (https://www.valblu.at/) gehört ein grosses Freibad mit verschiedenen Becken und Liegewiese, das für die Hotelgäste schon um 08:00 Uhr offen war, ab 09:00 Uhr öffnete es dann für alle. Ich weckte mich jeden Morgen mit einer 1000-m-Schwimmeinheit im 50-m-Becken. Wo gibt es das schon, ein 50-m-Becken als „Hotelpool “? Es gibt dann noch eine große, schöne Saunalandschaft mit Naturteich zur Abkühlung am Nachmittag. Im Hotelgebäude ist außerdem ein sehr gut ausgestattetes, „externes “ Fitnessstudio. Ich bekam auf Nachfrage zwei Gutscheine und musste deshalb nicht 10€ pro Training bezahlen, was ich echt teuer fand, in Potsdam zahle ich 40€ im ganzen Monat. Ich trainierte also dort vor allem Ausdauer und den oberen Körper, die Beine wurden bei den Wanderungen genug trainiert.

Am Sonntag (21.06.) fuhr ich mit dem Bus hoch zum Lünersee. Da die Bergbahn renoviert wid, ging es gleich mal 400 Höhenmeter zu Fuss hoch auf rund 1900 Meter. Das dauerte eine gute Stunde und ging teilweise über Schneereste. Einzelne Abschnitte waren mit Seilen für die Sicherung ausgestattet. Der Weg heißt „Böser Tritt", was hoch nur fürs Herz, runter mehr für die Oberschenkel und die Knie gilt. Der Lünersee ist einer der größten See in Vorarlberg  am Fuß der Schesaplana (2965 m) - Grenze Vorarlberg zu Graubünden - der Wasserspiegel liegt bei durchschnittlich 1970 m, der See hat eine Fläche von ca. 112 ha und ist bis zu 139 m tief. In seinem jetzigen Ausbauzustand gibt es den Stausee seit 1959, er wird zur Stromerzeugung im Lünerseewerk - ein Pumpspeicherwerk in Verbindung mit dem Staubecken Latschau - genutzt. Das nutzbare Volumen des Sees würde bei voller Leistung des Lünerseewerks im Turbinenbetrieb knapp 33 Tage reichen. Die natürlichen Zuflüsse des Sees bräuchten jedoch mehr als fünf Jahre, um den See wieder zu füllen, deshalb gibt es Verbindungen zu anderen Speichern und Kraftwerken, um das Speichervolumen in rund 40 Tagen wieder vollkommen aufzufüllen zu können. Oben angekommen umrundete ich den See bei klaren Luft und wunderschönem Bergpanorama. Als ich wieder unten war, wies mich der Busfahrer auf einen Mann hin, der unterhalb der Buswendestelle betrunken rumtaumelte. Ich ging hin, sah ihn torkelnd mit dem Mobiltelefon hantieren. Bis ich bei ihm war, war er über knapp drei Meter rückwärts ins trockene Bachbett gerutscht. Der Busfahrer rief die Rettung, ich kletterte runter. Der Mann war erstaunlich gesprächig, hatte jedoch kaum Köperkontrolle. Offensichtlich hatte er sich nicht wirklich verletzt. Ein Bekannter von ihm, den ich vorher am Berg getroffen hatte, kam dazu und dann plauderten wir munter Polnisch. Der Betrunkene machte mir - immer noch liegend und nicht in der Lage sich selbständig aufzusetzen - eine Liebeserklärung und wollte mich gleich heiraten, weil er doch jemanden sucht, der ihm Halt gibt, damit er nicht so viel trinkt. Ich dankte höflich und sagte ihm sei dann doch selber für sich verantwortlich. Die Rettung kam mit allem, was verfügbar war: Helikopter, Bergretter, Ambulanz. Sie schafften es, ihn auf die Beine zu stellen und aus dem Flussbett zu führen. Ich wusste nicht, dass man mit so starker Rücklage trotzdem noch vorwärts gehen kann. Sie flogen ihn nach Feldkirch ins Krankenhaus. Die Polizei nahm kurz meine Daten auf und dann fuhr der Bus mich fast planmäßig zurück nach Bludenz. Die ganze Aktion hat etwa 40 Minuten gedauert, die reguläre Pause des Busfahrers an der Endhaltestelle. Diese Mal mit etwas mehr Action.

Am Montag nutze ich dann die Gästekarte des Hotels, um mit dem Zug nach Lindau zu fahren. Wirklich schön da, leider ziemlich voll und mit den Abständen hatten es die Leute auch nicht so. Ich spazierte durch die Altstadt und dann weiter nach Bregenz, der Hauptstadt von Vorarlberg mit rund 30.000 Einwohnern. Ich hatte gehofft, dass es einen durchgehenden Uferwanderweg gäbe, das war leider auf weiten Strecken nicht so. Kurz vor Bregenz fand ich dann endlich ein geschütztes Plätzchen für mein erstes Bad im Bodensee. Ich spazierte noch durch die Unter- und die Oberstadt von Bregenz und fuhr mit dem Zug wieder zurück.

Am Dienstag wanderte vom Hotel aus in die Bürser Schlucht (insgesamt ca. 12 km, knapp 3 Stunden). Ein von Gletschereis und Schmelzwasser geformtes, steiles Tal mit Felsüberhängen und
Quellen, das der Alvier-Bach in den letzten 10.000 Jahren geformt hat. Man bekommt Einblicke in die jüngere Erdgeschichte und der fast urwaldähnliche Baumbestand ist sehr eindrucksvoll. Der Weg führt teilweise über Hängebrücken hoch ins Tal, am Ende geht es echt steil hoch. Auf dem Rückweg kam ich noch am „Kuhloch“ vorbei, das ebenfalls der Alvier-Bach geschaffen hat, als er noch einen anderen Verlauf hatte. Ich fand auch bei dieser Tour ein abgeschiedenes Plätzchen für ein ziemlich kaltes Bad im Bach.


Am Mittwoch fuhren wir mit dem Auto über die Silvretta-Hochalpenstrasse bis zur Bielerhöhe und umrundeten den Silvretta-Stausee in rund zwei Stunden. Eine wunderschöne Tour, wenn man Bergstraßen mit engen Kurven mag und ein tolles Alpenpanorama mit Piz Buin, wenn man oben angekommen ist. Der Silvretta-Stausee  liegt auf 2030 m in einer Senke der Silvretta, der östliche Staudamm ist auch die Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol, die nächsten bekannteren Orte in Tirol sind Galtür und Ischgl. Der Silvretta-Stausee ist der höchstgelegene Stausee der Illwerke. Er wurde ab 1938 - auch unter Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern - erbaut, der erste Teilstau erfolgte 1943, der erste Vollstau 1951.

Am Donnerstag habe ich mich dann an die Besteigung des "Hausbergs" von Bludenz, dem Hohen Fraßen, gemacht. Den ersten Teil von 679 m auf rund 1400 m habe ich mit der Seilbahn erledigt, dann ging es weiter hoch zur Fraßenhütte auf 1725m und nach einer Pause mit Topfenstrudel  und Aussicht weiter zum Gipfelkreuz auf 1979 m. Es war steil, es war sonnig, es war warm und am Ende war ich sehr zufrieden, dass ich bis oben gegangen bin. Für den Abstieg galt dasselbe wie am Lünersee: Er forderte etwas  Koordination und Balance, aber vor allem die Oberschenkel und die Knie.

Am Freitag nutzte im wieder die Gästekarte und fuhr mit dem Zug nach Feldkirch. Die Stadt hat um die 34.000 Einwohner ist u.a. Sitz des Landesgerichts, der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer Vorarlberg, des größten Landeskrankenhauses Vorarlbergs und seit der Gründung der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg 2007 ist sie auch Hochschulstadt. Ich stieg hoch auf die Schattenburg, die um 1200 erbaut wurde, leider war das Museum zu, so spazierte ich noch etwas durch die Altstadt. Am 1. Oktober 1943 war Feldkirch Ziel eines alliierten Luftangriffes, die einzige größere Kampfhandlung während des Zweiten Weltkriegs im Raum Vorarlberg.

Heute war ich natürlich schon schwimmen und werde gleich in die Sauna gehen, einfach mal faul sein. Morgen geht’s weiter nach Innsbruck und am Mittwoch zurück nach Potsdam.

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