Freitag, 31. Juli 2020

🇩🇪 Potsdam und Umland 😉

In der letzten Woche unternahmen wir noch zwei größere Touren. Die eine führte uns zum jüdischen Friedhof Weißensee und weiter durch Weißensee, die andere entlang Erpe/Mühlenfließ vom S-Bahnhof Friedrichshagen nach Dahlwitz-Hoppegarten. An den anderen Tagen waren wir mal morgens mal im Heiligen See schwimmen, genossen unsere Terrasse oder es standen Routinen wie Friseur oder Physiotherapie an. Außerdem bereitete ich mich ein wenig auf die nächste Reise vor: Am Samstag geht’s nach Brüssel. Ich bin schon beunruhigt, dass die Covid-19-Infektionszahlen nicht nur bei uns, sondern vor allem auch in Belgien und Frankreich gerade wieder ansteigen. Zum Glück habe ich nach der nächsten Reise auch wieder gut zwei Wochen Zeit zu Hause. Das hat sich ja bisher zum Schutz meines Umfelds ganz gut bewährt. Meine Zugverbindungen habe ich auch wieder so gewählt, dass ich hoffe, dass es nicht allzu voll ist. 
Der jüdische Friedhof Weißensee besteht seit 1880, er wurde eröffnet, weil der alte jüdische Friedhof an der Schönhauser Allee langsam voll wurde. Entsprechend der jüdischen Tradition werden Gräber nämlich nicht wieder belegt, sondern sie gelten bis zum Jüngsten Gericht als Begräbnisflächen. Der jüdische Friedhof Weißensee ist etwa 1,0 km lang und 500 m breit, mit 42 Hektar der flächenmäßig größte erhaltene jüdische Friedhof Europas, es gibt fast 116.000 Grabstellen. Die Anlage des Friedhofs sowie die meisten Gebäude gehen auf den Entwurf des Architekten Hugo Licht (1841– 1923) zurück. Der Haupteingang an der Herbert-Baum Straße wie auch die Friedhofsmauer sind im Stil der italienischen Neorenaissance aus gelben Ziegeln erbaut. Es gibt außerdem zwei zweigeschossige Flachbauten, darin Friedhofsverwaltung und Archiv, links daneben das Taharahaus für die Leichenwaschung, dazwischen Arkadengänge und die Trauerhalle. Die Gräber sind in 120 gitterförmigen Grabfeldern als Rechtecke, Dreiecke oder Trapeze angeordnet. Die Felder sind alphabetisch und mit Nummern gekennzeichnet, von A1 am Haupteingang bis P5 am südlichen Rand. Das Gelände des Friedhofs ist weitestgehend mit Bäumen bestanden, seit den 1970er Jahren steht der Friedhof unter Denkmalschutz. Erstaunlicherweise wurde er von den Nazis nicht geschändet. Wir gingen entlang der Aussenmauer des Friedhofs, hier gibt es sehr viele repräsentative Grabstätten und Mausoleen, aber auch in anderen Abteilungen fanden wir repräsentative Grabstätten. Einige der Monumente schufen renommierte Architekten wie Walter Gropius oder Ludwig Mies van der Rohe. Wir fanden die Grabstätte des KaDeWe Gründers Adolf Jandorf und der Eltern von Kurt Tucholsky: „Es tickt die Uhr. Dein Grab hat Zeit, drei Meter lang, ein Meter breit. Du siehst noch drei, vier fremde Städte, du siehst noch eine nackte Grete, noch zwanzig–, dreißigmal den Schnee – Und dann: Feld P – in Weißensee - in Weißensee.“ Die ab den 1980er Jahren angelegten Grabstätten befinden sich eher links vom Eingang und hinter der Trauerhalle. 
Rund um Kreuzpfuhl und Weißem See entdeckten wir interessante Siedlungen an der heutigen Woelckpromenade - das Munizipalviertel. Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde Weißensee schnell, da viele Berliner raus ins Umland zogen. Der Bereich am Kreuzpfuhl sollte neues Ortszentrum werden und erhielt die Bezeichnung Munizipalviertel. Als erstes entstand um 1910  das Gemeindeforum am Kreuzpfuhl mit Wohnhäusern. Die Gebäude an der Woelckpromenade 2 – 7 stammen vom Architekten Carl James Bühring. Zur Herausbildung eines neuen Zentrum für Weißensee und zur Erteilung des Stadtrechts kam es jedoch nicht. Die Gemeinde wurde 1920 in Gross-Berlin eingemeindet. Carl Woelck - der mit der Promenade- war übrigens der letzte Bürgermeister der Gemeinde Weißensee.
An der heutigen Grundschule "Am Weißen See" Berlin-Weißensee fanden wir die verblichene Inschrift „Für Einheit und gerechten Frieden! Das Besatzungsstatut muss fallen.“ Das Schulgebäude wurde 1929-1931 als 8. Volkshochschule Berlin-Weißensee gebaut, zwischen 1946 und 1950 war hier das Rathaus Weißensee, aus dieser Zeit stammt wohl die Inschrift. Danach war es wieder eine Schule, die Grundschule wird gerade saniert. 

An der Erpe war es landschaftlich sehr schön, das Tal steht seit 2003 unter Naturschutz. Ich konnte nicht rausfinden, weshalb speziell. Der Weg führt vom S-Bahnhof Friedrichshagen in der ersten Hälfte entlang der Erpe auf Wiesenflächen mit weiten Blicken, später verläuft er im Mischwald, vorbei an einer Gedenktafel für die Gräber der ehemaligen Besitzer von Schloss Dahlwitz, der Familie von Treskow und dann zum Lenné Park am und zum Schloss Dahlwitz selbst. Der Berliner Architekt Friedrich Hitzig hat das Schloss in den Jahren 1855/1856 für den Gutsbesitzer Carl von Treskow gebaut. Zu dieser Zeit bestand schon ein Landschaftsgarten, den Peter Joseph Lenné 1821 anlegen ließ. Der Turm am Schloss wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgestockt, so war das in Potsdam auch schwer in Mode zu der Zeit. Außerdem wurde das Schloss um einen Anbau mit einem als Atelier genutzten Saal und Küche an der nördlichen Seite erweitert. Seit Ende der 1940er bis 1997 war es ein Kindergarten, der ist heute gegenüber in der Nähe der Dorfkirche. Das Schloss wurde ab 2004 durch die Brandenburgische Schlösser GmbH (https://www.schloesser-gmbh.de/index.php) schrittweise für 2,7 Millionen Euro - sagt der rbb - saniert und dann verkauft, es ist seit 2019 in Privatbesitz. 


Samstag, 25. Juli 2020

Borkumurlaub und zu Hause

Das Wetter während unseres Urlaubs war meist besser, als die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes. Da konnten wir gar nicht meckern und hatten viele Gelegenheiten nicht nur auf der Insel spazieren zu gehen, sondern ins Wasser zu gehen oder auch einfach auf der Bank zu sitzen. Es gab viel zu sehen: Strand, Kegelrobben, Seehunde, Austernfischer, Wolken und jede Menge Leute, Urlauber zu zweit, zu dritt, Familien und Kurgäste, auch mal welche mit Socken und Sandalen oder in seltsamen Bademoden.
Wir genossen die Abwechslung von längeren Wanderungen und Tagen auf der Banke mit weiten Blicken über Strand und Meer. Die längste Tour machten wir zum Oststrand, erst mit dem Inselbus bis zur Endstation und dann um die 18 km durch die Dünen zum fast leeren Strand und wieder zurück zur Bushaltestelle. Es war wunderschön mit Blick über die Nordsee zu den Nachbarinseln oder auf die Wolkentürme über dem Festland am Wasser entlangzugehen. Ab und zu schaute eine Kegelrobbe aus dem Wasser. An der Ostspitze entdeckten wir zufällig noch Kegelrobben am Strand und zogen uns gleich wieder zurück, um nicht mehr zu stören.  Am Mittwoch ging es mit der Inselbahn zum Hafen, mit dem Katamaran nach Emden und mit dem Doppelstock-Intercity direkt nach Potsdam.

Wieder zu Hause machten wir wieder Ausflüge nach Berlin. Rund um den Reichstag probierten wir eine Augmented Reality-App (AR) aus, „MauAR" heißt sie und projiziert den ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer auf den Bildschirm des Mobiltelefons/Tablets, während man herumspaziert, dazu gibt es Geschichten zum Leben in Ost und West sowie zu verschiedenen geschichtlichen Ereignissen. Wir haben in den letzten Wochen ein paar weitere interessante AR-Apps entdeckt, z.B. „Augmented Berlin" oder „WDR AR 1933-1945". Die Apps finden sich im App-Store, alles noch nicht ganz perfekt, aber wirklich spannend, finde ich.
Dann entdeckte ich in Weißensee ganz neue Ecken und heute wanderten wir vom S-Bahnhof Friedrichshagen entlang des alten Wasserwerks und des Müggelsees zum Tunnel unter der Müggelspree und dann weiter nach Köpenick. Es war natürlich einiges los am und auf dem Wasser.

In der nächsten Woche freue ich mich auf weitere Ausflüge und Entdeckungen in der Umgebung und dann geht’s wieder auf Reisen: Brüssel und Paris sind die Ziele. Ich hoffe, dass die 2. Welle uns alle nicht wieder in Lock-down und mehr Unsicherheit werfen wird. Ich werde weiterhin vorsichtig sein, auch wenn ich mit Bus und Bahn reise.

Montag, 13. Juli 2020

Sommerurlaub am Strand

In der letzten Woche war eine schöne Potsdamwoche zur Einstimmung auf den Sommerurlaub. Wir hatten Besuch aus Hagen und endlich hatte ich Gesellschaft beim morgendlichen Bad im Heiligen See. Wir spazierten gemeinsam durch die Stadt, wanderten von Potsdam nach Wannsee, inkl. einem Abstecher auf die Pfaueninsel. 

Am Samstag wanderten wir auf dem Havelhöhenweg von Grunewald nach Nikolassee:  Eine schöne Tour mit Sanddüne im Grunewald, schönen Wegen und Ausblicken auf die Havel. 

Am Sonntag sind wir mit dem IC von Potsdam nach Emden gefahren und dann mit der Fähre nach Borkum: 10 Tage Urlaub auf der Insel. Anders als im letzten Oktober, sind wir nicht so ganz allein hier, aber die Insel ist groß genug und die meisten Gäste sind sowieso am Nordstrand. 

Beim ersten Spaziergang auf der Strandpromenade wurde ein Riesenkran am Strand von Schleppern vorbeigezogen. Das Riesending heißt Saipem 7000, ist fast 200 m lang und fast 90 m breit, er ist einer der leistungsfähigsten Schwimmkräne, eines der größten Arbeitsschiffe der Welt, über 30 Jahre alt und fährt unter der Flagge der Bahamas, sagt WIKIPEDIA. 

Heute machten wir einen Strandtag, genossen die Sonne und die weiten Blicke über den Strand. 

Sonntag, 5. Juli 2020

Halbzeitpause

Meine letzte Station in Österreich war Innsbruck, ich fuhr am vergangenen Sonntag (28.06.) hin. Eigentlich war wieder ein „Urlaub gegen Hand“-Aufenthalt geplant, aber meine Gastgeberin meldete sich mit „COVID-19- Beschwerden“ ab und ich buchte mir lieber ein Hotel. Das Hotel liegt etwas östlich von Innsbruck und oberhalb des Inntals, mehr hier https://www.aldranserhof.at/. Die Gemeinde Alsrans im „Speckgürtel“ von Innsbruck, hat um die 3000 EinwohnerInnen. Es gibt alle 30 Minuten einen Bus nach Innsbruck und der brachte mich in 20 Minuten in die Innenstadt. Auch hier gab es wieder eine ÖPNV-Fahrkarte zur Hotelübernachtung dazu, sehr praktisch. Vom Balkon meines Zimmers blickte ich über die Stadt auf die Nordkette. Toll! Nach der Ankunft machte ich noch einen kleinen Ausflug zu Fuß zum Schloss Ambras, das Wetter war schön und der Park sehr angenehm für einen Spaziergang.
Am Montag stand „Schlechtwetterprogramm" in der Stadt an. Ich besuchte die Hofburg. Sie ist eine von den Habsburgern errichtete und bewohnte Residenz, erst Burganlage aus dem Spätmittelalter, dann Schloss und Sitz der Tiroler Landesfürsten sowie Wohnsitz oder kurzzeitiger Aufenthaltsort verschiedener Angehöriger der österreichischen Dynastie bis zur Gründung der österreichischen Republik im Jahr 1918. Kaiserin Maria-Theresia (1717-1780) ließ die Hofburg so umbauen, wie sie heute noch erhalten ist, war persönlich aber wohl bloß zwei Mal vor Ort (1739 und 1765).
Da der Wetterbericht für Dienstag eine optimistische Prognose hatte, fuhr im morgens mit der Standseilbahn und der Seilbahn über die "Hungerburg" und die „Seegrube“ hinauf zum Hafelekar und stieg nur die letzten Meter zur Hakelekarspitze auf 2334 m. Die Hungerburg heißt so, weil die ehemalige Jausenstation an diesem Ort im Wald oberhalb von Innsbruck in den 1840er Jahren wohl so schlecht war, dass man hungrig bliebt. Der Spottname wurde auf die ab 1906 hier entwickelte Terrassensiedlung übertragen. Seit etwa 1900 begann auch die Entwicklung hin zur „Sommerfrische“, die erste Hungerburgbahn, auch eine Standseilbahn, wurde 1905/06 erbaut. Die Seilbahn von der Hungerburg auf die Nordkette, zur Seegrube und zum Hafelekar – Nordkettenbahn – wurde 1927/28 errichtet. Die alte Hungerburgbahn wurde, trotz Protesten zu deren Erhalt, am 1. Dezember 2007 durch die heutige Hungerburgbahn mit anderer Trassenführung, z.B. über den Alpenzoo, ersetzt. Die Architektin Zaha Hadid (1950-2016), die in Innsbruck schon die neue Skisprungschanze auf dem Bergisel geplant hatte, gestaltete die drei neuen Stationen. Oben auf dem Gipfel empfing mich Nebel in Richtung Innsbruck, der immer wieder für tolle Fernblicke aufriss und mittags fast ganz verschwand. Nach Norden gab es immer einen sehr weiten Blick über das Karwendelgebirge bis nach Bayern. Es war sehr schön dem wabernden Nebel zuzuschauen. Ich spazierte etwas herum, saß aber auch oft lange und genoss die Gegend. Es kamen Erinnerungen hoch an meine Studienzeit 1989/90 in der Schweiz, wenn der Nebel im Winter im Mittelland hing und wir auf einen ausreichend hohen Berg fuhren, um in der Sonne sitzend die Wolken von oben zu betrachten.
Zum kalendarischen Beginn der zweiten Hälfte meines Sabbaticals bin ich dann Mittwoch mit dem Zug aus Innsbruck wieder nach Potsdam gefahren. Am Donnerstag erkundeten wir den Wissenschaftspark Albert Einstein auf dem Telegraphenberg in Potsdam mit Einsteinturm (1924), dem Großer Refraktor (Linsenfernrohr, 1899) und all den heute bekannten, neuen Instituten wie PIK (Potsdam Institut für Klimafolgenforschung), GeoForschungsZentrumGeoforschungsinstitut und Alfred-Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung. Auf dem Hinteren Brauhausberg stand seit 1832 der 4. Mast (von 62) mit Flügelpaaren für die Kommunikation entlang der 550 km langen Preußischen Staatstelegrammlinie zwischen Berlin und Koblenz, die Friedrich Wilhelm III errichten ließ, um Nachrichten schnellstmöglich zwischen der Rheinprovinz und dem preußischen Kernland austauschen zu können. 1849 wurde die Linie nach der Einführung der elektrischen Telegrafie eingestellt. Es begann in dieser Zeit die Anlage eines Wissenschaftsparks nach Plänen des Architekten Paul Emanuel Spieker mit verschiedenen astronomischen, meteorologischen und geowissenschaftlichen Observatorien, integriert in einen englischen Landschaftsgarten. Inzwischen gibt es zahlreiche Neubauten in dem bewaldeten Parkgelände.
Am Freitag war ich zum ersten Mal in diesem Jahr im Heiligen See zum morgendlichen Schwimmen, später machten wir einen Ausflug nach Berlin und erkundeten weitere Ecken in Wilmersdorf.






Am Samstag wanderten wir um 15 km von Rüdersdorf entlang des Kalksees und des Flakensees nach Erkner, dann weiter über die Wohn- und Wochenendsiedlung „Neu- Venedig" und der Taborkirche (Jugendstil) zum S-Bahnhof Wilhelmshagen.